Viele autistische Menschen können am Gesundheitssystem nicht teilhaben, weil es hier zu viele Hürden gibt. Aber es sind auch hier zahlreiche Maßnahmen möglich, wenn alle mithelfen:
Ärzte sollten
- den Patienten ausreden lassen, weil er oft etwas länger braucht, um in Ruhe nachzudenken und sein Anliegen auszudrücken
- ihm so viele Informationen wie möglich über die bestehende Erkrankung und ggf. die vorgesehenen (Untersuchungs-) Maßnahmen geben (Menschen mit Autismus haben meist große Angst, wenn sie nicht Bescheid wissen, was auf sie zukommen wird)
- sensibel, aber ehrlich über den Gesundheitszustand Auskunft geben
- konkrete und unmissverständliche Worte wählen, Redewendungen vermeiden
- autistische Besonderheiten auch bei der Diagnosestellung berücksichtigen (veränderte Schmerz- bzw. Körperwahrnehmung) und mögliche Symptome explizit erfragen, weil sie oft nicht von selbst berichtet werden
- den Betroffenen nicht zu lange warten lassen oder evtl. nochmals weggehen lassen, wenn es länger dauert (längere Zeit im Wartezimmer wird oft als besonders schwierig erlebt)
- Berührungen (Untersuchung etc.) vorher ankündigen, bei taktiler Überempfindlichkeit Hilfen überlegen
- wichtige Informationen (Einnahmehinweise der verordneten Medikation, Folgetermine etc.) möglichst schriftlich mitgeben, damit man alles in Ruhe zu Hause nachlesen kann und nichts vergessen gerät, weil man zu aufgeregt war.
Menschen mit Autismus selbst könnten
- bei Routineterminen bereits im Vorfeld den Arzt über den Autismus und die bestehenden Auffälligkeiten informieren, z.B. per E-Mail oder Brief
- „Randtermine“ bevorzugen (zu Beginn oder am Ende der Sprechstunde, wenn das Wartezimmer nicht so voll ist)
- wichtige Informationen für den Arzt (aktuelle Beschwerden, Fragen, Anliegen etc.) aufschreiben, damit in der Eile nichts vergessen wird
- bei problematischen Terminen (z.B. Frauenarzt, Zahnarzt) Begleitung durch Familie, Bekannte oder Therapeuten in Anspruch nehmen.