Hilfen für die Schule

Viele autistische Menschen beschreiben die Schule im Rückblick als die schlimmste Zeit ihres Lebens, daher ist es sehr wichtig, für diesen Lebensabschnitt Unterstützung anzubieten. Folgende Maßnahmen können hilfreich sein:

  • Möglichkeit, die Pausen im Schulgebäude zu verbringen, z.B. im Klassenraum oder in der Schülerbibliothek
  • Auch andere Klassen- bzw. Schulregeln müssen für den Schüler mit Autismus manchmal angepasst werden (Verbot von Kopfhörern etc.)
  • Hinsichtlich der Gestaltung der Räume bzw. Arbeitsplätze sollten manchmal Änderungen vorgenommen oder Stundenpläne angepasst werden; eine ruhige Rückzugsmöglichkeit sollte für den Bedarfsfall zur Verfügung stehen (freier Nebenraum etc.)
  • Individualisiertes Curriculum für alle Schüler mit inhaltlichen sowie methodischen Modifikationen; dies erfordert Zeit und ausreichend Personal
  • Berücksichtigung des Bedürfnisses nach Struktur und Vorhersehbarkeit, nach gleichförmigen, geordneten Abläufen. Veränderungen aller Art sollten frühzeitig angekündigt werden, damit der autistische Schüler sich rechtzeitig darauf einstellen kann und dadurch weniger Angst erlebt
  • Zur Steigerung der Lernmotivation kann gut das spezielle Interessengebiet genutzt werden (z.B. kann die Anforderung „Objektbeschreibung“ auch auf etwa die Waschmaschine, den Strommasten oder einen Weihnachtsmarktstand bezogen werden statt auf Federmäppchen oder Schulranzen). Auch die oft ungeliebte Geometrie kann anhand des Spezialinteresses oder anhand von Alltagsbeispielen verdeutlicht werden, die oft sehr viel anschaulicher und einprägsamer sind (übrigens auch für andere Schüler)
  • Feste Ansprechpartner z.B. aus der Lehrerschaft für Fragen aller Art, in Krisensituationen und als Hilfe, um mit den Klassenkameraden in Kontakt zu kommen
  • Ritualisierung durch tägliche Routinen und feste Abläufe
  • Leistungskontrollen können im Bedarfsfall in individuell abgestimmter Form erfolgen (z.B. schriftlich statt mündlich; Gruppenarbeit behutsam anleiten)
  • Schulbegleiter als Integrationshelfer, der den autistischen Schüler auf dem Schulweg, im Unterricht, in den Pausen, bei Klassenausflügen etc. unterstützen, aber auch ein Miteinander mit den Gleichaltrigen vermitteln kann. Eine gute Zusammenarbeit mit Lehrern sowie Eltern ist dafür Voraussetzung
  • Spezifische Unterrichtsinhalte für den betroffenen Schüler, z.B. Training sozialer und kommunikativer Kompetenzen, Umgang mit Veränderungen und Unvorhergesehenem, Einbezug von Spezialinteressen, sportliche Förderung etc.
  • Begleitende langfristige therapeutische Unterstützung
  • Die Eltern der betroffenen Kinder müssen als „Experten in eigener Sache“ gleichberechtigt einbezogen werden, ein regelmäßiger konstruktiver Austausch mit Eltern, Therapeuten etc. ist notwendig
  • Weitere individuelle Maßnahmen können sinnvoll sein
  • Maßnahmen hinsichtlich der Inklusion autistischer Schüler sind für alle Beteiligten wichtig; unterschiedliche Kinder können voneinander profitieren. Manchmal ist aber auch eine (zumindest zeitweilige) Beschulung in einer Förderschule sinnvoll, um z.B. wichtige Kompetenzen für den Umgang mit den Klassenkameraden zu erlernen, bei starkem Mobbing oder in anderen Situationen. Es ist daher wichtig, neben allen Bemühungen, die betroffenen Schüler in den Klassenverband einzugliedern, auch die Förderschulen zu erhalten
  • Notwendig für alle Maßnahmen ist eine positive Grundeinstellung der Lehrkräfte. Pädagogische Fachkräfte mit speziellen Kompetenzen müssen unterstützend eingesetzt werden, Kenntnisse über den Autismus sind jedoch für alle Mitarbeiter notwendig, eine entsprechende Fortbildung muss gewährleistet sein.

Hilfen für Arbeit und Beruf

Eine Unterstützung hinsichtlich Arbeit und Beruf ist Menschen mit Autismus extrem wichtig auch hinsichtlich ihrer Lebenszufriedenheit, und man erkennt immer deutlicher, dass autistische Menschen auch viele Fähigkeiten und Ressourcen haben, die im Arbeitsleben wichtig sind.

Es ist jedoch notwendig, passende Rahmenbedingungen zu schaffen:

  • Eine gute Einarbeitung ist wichtig, dabei sollten möglichst auch schriftliche Zusammenfassungen der wichtigsten Hinweise zur Verfügung gestellt werden, damit man alles nochmals in Ruhe nachlesen kann.
  • Wichtig ist eine feste Struktur im Arbeitsalltag; die zeitlichen und inhaltlichen Vorgaben sollten transparent und festgelegt (und möglichst auch visualisiert) sein, auf unnötige Veränderungen sollte verzichtet werden.
  • Für die Pausen sollte ein ruhiger Rückzugsort zur Verfügung stehen, um eine ausreichende Erholung zu ermöglich. Insgesamt sollte es möglich sein, auf den individuellen Pausenbedarf flexibel zu reagieren, vielleicht sogar die Arbeitszeiten insgesamt individuell zu gestalten.
  • Generell sind für Menschen mit Autismus reizreduzierte Arbeitsplätze günstig (kein Großraumbüro o.ä., ggf. Hilfsmittel zur Reizreduktion wie Sonnenbrille, Ohrenstöpsel etc.). In jedem Einzelfall müssen störende Reize ermittelt und soweit wie möglich ausgeschaltet werden.
  • Innerhalb des Unternehmens ist ein fester Ansprechpartner für Anliegen aller Art wichtig. Das kann auch ein erfahrener, wohlwollender Kollege sein.
  • Menschen mit Autismus erleben Pausen in großen Gruppen (z.B. beim Mittagessen) oft kaum als Erholung; sie möchten in diesen freien Zeiten meist lieber allein sein. Das sollte ihnen an einem ruhigen Ort gestattet werden, um ihnen eine wirkliche Entspannung zu ermöglichen.
  • Zusätzliche Job-Coaches können sinnvoll sein: als kontinuierliche Begleitung und Unterstützung vor allem bei kommunikativen und organisatorischen Aspekten, als „Bindeglied“ zwischen Arbeitgeber und dem autistischen Beschäftigten, als Hilfe für die ganz praktischen Aspekte am Arbeitsplatz vor allem in der Eingewöhnungsphase und als Ansprechpartner für Fragen und Schwierigkeiten aller Art.
  • Eine begleitende therapeutische Versorgung (Autismus-Therapie-Zentrum, Psycho-/ Ergotherapie) kann hilfreich sein, um auf Schwierigkeiten und Krisen rasch reagieren zu können. Bei jüngeren Betroffenen ist oft eine gute Kooperation mit den Angehörigen sinnvoll.
  • Man sollte alle Hilfen in Anspruch nehmen, die erhältlich sind, also z.B. eine Beratung beim Autismusverband vor Ort, beim Rehaberater des Arbeitsamtes, evtl. vorhandenen Therapeuten, Integrationsfachdiensten etc.